Im Oktober 2020 vereinbarten die Bundesländer eine Duldungsphase, die den offiziell illegalen Glücksspiel-Anbietern in Deutschland erlaubt, unter Einhaltung bestimmter Vorschriften weiterhin ihren Service anzubieten. Die Duldungsphase gilt allgemein als eine Probezeit für die Casinos, um zu zeigen, dass sie die erforderlichen Auflagen umsetzen können. Nur, wer sich daran hält, hat eine Chance, eine offizielle Konzession zu erhalten, wenn am 01. Juli 2021 der Glücksspiel-Staatsvertrag in Kraft tritt.
Wie sich jetzt herausstellte, wurden große Teile der Anforderungen umgehend umgesetzt, aber wenn es ums liebe Geld geht, werden sowohl die Spieler als auch die Casinos erfinderisch und suchen nach jeder Lücke im Gesetz.
So wurden bei fast allen Anbietern zwar Jackpots und Live-Casino-Spiele wie Roulette und Blackjack aus dem Angebot genommen, aber zu den Auflagen, die in der Übergangszeit einzuhalten sind, gehört auch ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro im Monat pro Spieler. Deutsche Medien berichten davon, dass zahlreiche Anbieter diese Limits nicht einhalten.
Es sind Konto-Unterlagen von Spielerinnen und Spielern aufgetaucht, die belegen, dass bei zehn großen, in Deutschland aktiven Online-Casino-Anbietern Beträge im fünfstelligen Bereich eingezahlt werden konnten. Teilweise wurden sogar einzelne Einzahlungen in Höhe von 5.000 Euro akzeptiert.
Das Einzahlungslimit gilt zwar für Online Casinos, aber nicht für Sportwetten-Anbieter. Hier gibt es lediglich ein Einsatzlimit. Es ist also möglich, bei einem Anbieter, der beide Bereiche anbietet, bei den Sportwetten einzuzahlen, aber das Geld im Casino auszugeben.
Es sind jedoch auch Fälle von reinen Spielcasinos dokumentiert, in denen die Limitierung bei der Zahlung nicht durchgesetzt und somit wissentlich gegen die Duldungsverfügung verstoßen wurde. Fälle, in denen deutsche Spieler mit einer Transaktion 3.000 Euro oder mehr überwiesen haben sind ebenso dokumentiert, wie Fälle mit kumulierten monatlichen Einzahlungen in Höhe von 21.000 Euro.
Die Behörden sind nahezu machtlos
Die Kontrolle über die Einhaltung der Duldungsverfügung unterliegt den Bundesländern und bereitet denen große Probleme. Viele Behörden schrecken offenbar davor zurück, Ihre Mitarbeiter zu Testzwecken in den Casinos anzumelden, da sie ja offiziell in Deutschland immer noch illegal sind.
Rheinland-Pfalz hat jedoch eine Möglichkeit gefunden, im Rahmen der Gesetze unter falschem Namen zu spielen und führt auch im Wege der Amtshilfe für andere Länder unter der Verwendung einer Legende (zu diesem Zweck angelegte Schein-Identität) Tests in den Online-Casinos durch. Allerdings hat sich die Behörde nicht geäußert, ob das Einzahlungslimit in Höhe von 1.000 Euro auch Gegenstand der Prüfung ist. Vermutlich spielt hier die Höhe des Budgets zur Prüfung der Casinos eine Rolle.
In den einzelnen Bundesländern herrscht eine geteilte Meinung über die Durchsetzung der Duldungsverfügung. Hessen bewertet die Ergebnisse der Duldungsphase als durchweg positiv. Bisher wurden vier Casino-Anbieter wegen Verstößen gegen die Duldungsverfügung angehört. Strafen wurden jedoch bisher noch keine verhängt und 27 weitere Verfahren stehen noch offen.
Niedersachsen teilte andererseits mit, dass es bei jeder einzelnen Prüfung Verstöße zu beanstanden gab. Allerdings hat Niedersachsen auch nur kleinere Anbieter getestet, die nicht zu den Marktführern zählen. Die Bremer Innenbehörde hatte bereits im Vorfeld Bedenken gegen eine Duldung der Online-Casinos geäußert, die sich laut einer Sprecherin nun bestätigt haben.
Den Ländern fehlen einfach die Mittel und technischen Möglichkeiten, um eine ordnungsgemäße Überprüfung durchzuführen.
Die Prüfungen haben jedoch ergeben, dass die erforderliche Reduzierung des Angebots im Bereich Online-Glücksspiel in den meisten großen Online-Casinos erfolgreich durchgeführt wurde. Jackpot-Spiele fehlen bei den Marktführern vollständig und auch die Tischspiele Roulette und Blackjack sind aus dem Angebot verschwunden.
Allerdings wird vermutet, dass diese Vorgehensweise eher kontraproduktiv ist. Wenn die Spieler das gewünschte Angebot bei den vorhandenen und ab Juli 2021 dann lizenzierten Spielbanken nicht vorfinden, besteht die Gefahr, dass sie sich bei illegalen Online-Casinos umschauen.